Danke für Ihre Frage – sie drückt aus, dass Sie den ersten Schritt zu einer positiven Veränderung bereits getan haben – Sie spüren ihren Ärger und drücken ihn auch aus – das ist deshalb wichtig zu erwähnen, da viele Menschen ihren Ärger gar nicht spüren, sondern sich einfach in Interaktion oder Reaktion gehen, z.B. mit ihrem Mann streiten, Vorwürfe machen, zynisch sind oder sich zurückziehen. Mit dem Spüren des Ärgers können Sie auf eine innere Suche gehen, was Sie sich konkret von ihm wünschen und was genau Sie ärgert. Damit sind Sie schon auf dem richtigen Weg und können eine gute Vorstellung davon entwickeln wie es sein soll. Das klingt trivial, ist es aber nicht: Ärgert Sie die fehlende Aufmerksamkeit, oder ist es eher die ungleiche Verteilung der Arbeit, hört und sieht er die Signale nicht oder wird ihre Arbeit als weniger wichtig betrachtet als seine. Oft kennen wir unseren Partner sehr gut und haben auch eine Idee, was der gute Grund seinerseits dafür sein könnte, nicht zu helfen. Damit meine ich einen Grund, der nachvollziehbar und positiv sein kann. Ich weiß von mir selber, dass diese Frage schwer zu stellen ist, vor allem wenn man selber grad gekränkt oder verärgert ist. Die Annahme eines guten Grundes für alles was mein Gegenüber tut, hilft mir in die andere Perspektive zu gehen. Wenn Sie diese Fragen erforscht haben, können Sie ihr Bedürfnis ihrem Mann gegenüber ausdrücken. Dazu kann eine „Ich wünsche mir…“ Oder „Ich brauche von dir…“ Formulierung hilfreich sein. Wenn Sie eine Vermutung über seinen guten Grund haben, können Sie die mit einbauen, weil sich ihr Mann dann abgeholt fühlt, aber idealerweise verpackt in einer Frage und nach Möglichkeit nicht als Vorwurf, sondern als Bitte formuliert. Der Vorwurf lädt nämlich sehr zur Abwehr ein. Z. B.: „Lieber…, ich wünsche mir sehr, dass du mich bei meiner XX-Arbeit unterstützt. Am liebsten wäre mir, wenn ich dich darum nicht extra bitten muss. Ich weiß, dass du gerne entspannst und das ist für mich auch völlig in Ordnung. Aber wenn ich währenddessen allein schufte fühlt sich das nicht gut an. Würdest du dir eine Stunde Zeit nehmen? (Oder: Könnten wir da eine Regelung finden?/ … die Aufgabe teilen/ gemeinsam anpacken…). Die Ich-Botschaft lässt die Verantwortung für Ihre Gefühle (den Ärger bei ihnen) und mit dem Ausdruck des konkreten Wunsches ist die Botschaft eindeutig formuliert. Je nach Antwort des Partners kann die Diskussion über Aufteilung der Arbeit, Gleichberechtigung oder Verantwortung auch hart in der Sache geführt werden. Es geht nicht darum, klein beizugeben. Was für seine Annahme Ihrer Bitte aber hilft, ist der Verzicht auf Vorwürfe oder Unterstellungen, die oft in „Du“ Botschaften formuliert sind und Gegenwehr auslösen. Manchmal läuft eine Situation auch immer wieder ähnlich ab, jeder kann sozusagen schon voraussagen, wie der nächste Schritt aussieht und auch wie es am Ende ausgehen wird. Der Satz des einen löst die Antwort fast automatisch aus. Solche Muster haben sich gut eingespielt und sind auch grundsätzlich OK, sie erleichtern unseren Alltag. Wenn es allerdings um etwas geht, was mich ärgert oder stört, ist es für die Veränderung hilfreich auch die eigene Möglichkeit zur Veränderung zu erforschen. Dabei geht es weniger um die Frage, wer daran Schuld ist, als vielmehr darum, wie sich die Aktionen gegenseitig beeinflussen. Und das geschieht sehr häufig, man kann sagen bei jedem von uns. Eine hilfreiche Technik, um das zu erforschen ist ein distanzierterer Blick von oben: Stellen Sie sich vor, das ganze spielt sich auf einer Bühne (oder noch weiter weg: in einem Stadion) ab und sie selbst sind der Zuschauer und schauen sich das Stück gerade an: Was sehen Sie? Was fällt Ihnen auf? Wie ist das Tun der beiden Protagonisten miteinander verwoben? Wenn Sie Muster erkennen, vielleicht sogar über diese Erkenntnis lächeln können, dann sind Sie wieder einen Schritt weiter. Dann sind Sie nämlich am besten Weg dazu, eigene Ideen für neue Strategien zu finden.