Liebe Frau K.! Vielen Dank, dass Sie Ihr Gefühl so offen mitteilen. Um gleich auf Ihre Frage einzugehen: Den ersten Schritt zum „Aushalten“ haben Sie gerade gemacht, indem Sie sich Hilfe holen. So wie Ihnen geht es im Moment sehr vielen Elternteilen. Diese neue Lebenssituation, in die wir da ohne große Vorbereitung hineingeraten sind, fordert einiges an Umdenken, Flexibilität, Stärke und Gelassenheit. Begriffe, die sehr leicht gesagt und geschrieben sind, in der Praxis aber nicht so einfach herzuzaubern sind. Wahrscheinlich haben Sie Ihren Tagesablauf bis dato mit Arbeit und Kinderbetreuung recht gut im Griff gehabt und vielleicht sogar die Zeit in der Arbeit als „ihre“ persönliche Zeit ohne Kinder betrachten können. Das fällt jetzt bei Ihnen völlig weg, wie ich Ihrer Frage entnehmen kann. Es ist verständlich und normal, wenn bei Ihnen bei dieser großen Veränderung ein Gefühl von Überforderung entsteht. Dieses Gefühl kann dazu führen, dass Sie mit Ihren Kindern mehr schimpfen oder sogar zu schreien beginnen. Überforderung entsteht auch durch empfundenen Druck. Da gibt es bei Ihnen einerseits die Aufgabe, zuhause für die Firma zu arbeiten, andererseits nehmen Sie als gute Mutter die Bedürfnisse Ihrer Kinder wahr und fühlen sich daher nach Ihrem Gefühlsausbruch nicht gut. Für Ihre Kinder ist die Situation ebenfalls neu und sicher auch eine Herausforderung. Beides unter einen Hut zu bringen, benötigt einen gemeinsamen Plan, der aber auch wieder verändert oder angepasst werden darf. Andererseits benötigen Sie eventuell auch eine Auszeit, in der Sie Dinge tun können, die Ihnen besonders gut tun. Ich bezeichne diese Dinge gerne als „Tankstellen“. Schon der Gedanke an ihre persönliche „Tankstelle“ kann helfen, nicht schreien zu müssen. Manchmal kann es besonders hilfreich sein, sich mit anderen auszutauschen. Vielleicht können Sie mit einer Freundin telefonieren oder sich sogar zum Kaffee per Skype verabreden. Neben den Kindern geht das eventuell nicht eine Stunde aber auch 10 Minuten können schon sehr gut tun. Es auch helfen, sich bei einer Tasse Tee, bei einem kleinen Spaziergang, in der Badewanne oder was Ihnen sonst so einfällt, ein paar Fragen zu stellen: z.B.: „Was stresst mich im Moment am meisten?“ und „Wie könnte ich diesen Stress in der bestehenden Ausnahmesituation reduzieren?“ oder „Wieviel Zeit benötige ich um konzentriert arbeiten zu können?“ und „Wann kann ich mit meinem Mann gut über meine Bedürfnisse nach konzentrierter Arbeit und Auszeiten sprechen?“ oder „Welche Spiele würde ich gerne mit meinen Kindern spielen. Was hat mir als Kind Freude gemacht?“ oder „Wie könnte ich meine Kinder spielerisch in die Hausarbeit miteinbinden?“ Vielleicht schaffen Sie es, sich mit Ihrem Mann zusammen zu setzen, um ihm Ihre Situation kurz zu schildern und ihm einen konkreten Vorschlag zu unterbreiten, der Ihnen den Tagesablauf etwas erleichtern könnte. Auf alle Fälle dürfen Sie mit sich selbst ein bisschen geduldig und verständnisvoll sein. Vielleicht schaffen Sie es sogar, sich im Spiegel ein Lächeln zu schenken!? Alles Gute!