Man tut das was einem wichtig ist. Ihrem Sohn scheint das Computerspielen gerade sehr wichtig zu sein. Die aktuellen Gegebenheiten, wie nicht hinaus unter Freunde zu dürfen, die üblichen Strukturen, wie z.B. Schule nicht leben zu können, verstärken das natürlich aktuell noch mehr. Aber auch schon vor Covid-19 was das Thema Computerspiele aktuell denn je. „Stecker raus“ bringt nichts! Wenn man allerdings das viele Spielen, das Spiel selbst und alles um das Computerspielen ablehnt, kritisiert und vielleicht im schlimmsten Fall auch noch den Stecker zieht oder den PC wegräumt, signalisiert man dem Kind: Ich lehne ab, was dir wichtig ist. Infolgedessen erreicht man nur, dass sich das Kind noch mehr von den Eltern zurückzieht. Eltern sorgen sich, ob das Ausmaß des oft stundenlangen Spielens denn überhaupt noch gesund ist, bzw. haben sie Angst, dass ihre Kinder die Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche man im realen Leben draußen braucht, noch erwerben können. Zudem verstehen Eltern oft absolut nicht, was an Computerspielen denn so interessant sein kann. Einen definitiv größere Sogwirkung haben Computerspiele, wenn die Wirklichkeit wenig positive Reize bietet, wenn Kinder weniger sportlich sind, sich nicht attraktiv finden, nicht gelernt haben Bedürfnisse aufzuschieben und zu wenig echte Wertschätzung erfahren haben – sprich ihren eigene Wert als Mensch (du bist okay, mit deine Stärken UND Schwächen) nicht wirklich erkennen. Dahingehend gibt es auch keinen Maßstab, je nach Persönlichkeit und Charakter braucht jedes Kind mal mehr und mal weniger Anerkennung. In Computerspielen bekommen Kinder oft sehr viel von dem, was womöglich im realen Leben fehlt. Man kann sein Persönlichkeit einbringen – so wie man ist wird man anerkannt und geschätzt. Man erfährt Anerkennung und Gemeinschaft. Man bekommt Bestätigung. Man hat gute Gefühle. Man hat Spaß. Langeweile wird so überbrückt. Man kann Herausforderungen bestehen oder Macht ausüben. Selbstwirksamkeitserfahrungen sind im Spiel sehr stark. Bei Versagen fängt man einfach wieder von vorne an. Niemand macht etwas Sinnloses. Es macht für den Spieler (das Kind) in irgendeiner Weise Sinn. Man muss sich als Eltern damit auseinandersetzen, wenn man eine sinnvolle Lösung für das Kind und mit dem Kind möchte: 1) Als Erwachsene sollte man nun im ersten Schritt akzeptieren und respektieren, dass das eigene Kind sehr interessiert an elektronischen Medien ist. 2) Weiters geht es darum, sich dem Kind zu widmen und sich als Eltern (neu) für das Kind interessieren bzw. sich für die Interessen des Kindes zu interessieren. Das ist wohl oder übel nun eben häufig das topaktuelle Spiel am PC. Dieses Interesse muss ehrlich uns echt sein. Erwachsenen lehnen oft aus Prinzip etwas ab, womit sie sich nie auseinandergesetzt haben. Das ist nicht wertschätzend. In dieser Phase des Interessierens intensiviert sich die Beziehung zum Kind schon wieder ein Stück. Mediale Zeit kann auch Familienzeit sein. Und sehr oft kommt man dadurch auch zu weiteren Gesprächsthemen und infolge dessen vielleicht auch wieder ein Stück raus ins reale Leben. 3) Wenn man wieder in einer besseren Beziehung mit dem Kind ist, dann kann man Sorgen offen ansprechen. Lassen sie sich vom Kind erklären, was es macht, warum im die Zeit am PC, Smartphone usw. so wichtig ist. Was fühlt es dabei? 4) Wenn man weiß warum und wie das Kind die Zeit vor dem PC nutzt und wie das heißgeliebte Spiel funktioniert (Level, Abschnitte, Bereiche…usw.) sollten klare, effektive Regeln aufgestellt werden. – mit dem Kind gemeinsam. 5) Planen Sie Qualitäts-Zeiten mit dem Kind (Eis essen; Schwimmen; Fahrrad fahren; etwas Gestalten, Errichten, Handwerken…). Sollte überhaupt keine Gesprächsbasis zustande kommen, entgleitet die Situation komplett, ist es notwendig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.