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Herr P.: „Mein Sohn, er ist 14, spielt den ganzen Tag Computerspiele und kommt kaum zum Mittagessen. Wie soll ich handeln?“


Die Maßnahmen zur Eindämmung des Covid 19-Virus verlangen allen Menschen sehr viel ab und können im Familienalltag auch dazu führen, dass der Medienkonsum von Kindern ansteigt – auch durch den Wegfall alternativer Freizeitangebote. Die Ausnahmesituation bedeutet aber nicht, dass Regeln um den Medienkonsum neu erfunden werden müssen. Medienerzieherische Zugänge, die sich vor den Ausgangsbeschränkungen bewährt haben, behalten auch jetzt ihre Gültigkeit. Hier finden Sie drei Möglichkeiten, mit dem Medienkonsum Ihres Kindes umzugehen, die sich in der praktischen Arbeit mit vielen Familien bewährt haben. 1. Struktur geben Zeitbeschränkungen, die vor der Ausgangssperre beschlossen wurden, können in der jetzigen Situation mitunter nur schwer eingehalten werden. Hier zahlt es sich aus, diese in Ruhe mit ihrem Kind neu zu verhandeln und mitunter auch etwas großzügiger zu sein. Bleiben Sie dabei aber stets transparent und kommunizieren Sie klar, wie sich diese wieder verändern werden, sobald die Möglichkeit besteht, wieder anderen Interessen nachzugehen. Sie sind dabei auch als Vorbild gefragt. Je klarer Sie Ihrem Kind jetzt vorleben können, wie auch in dieser schwierigen Situation eine Tagesstruktur (z.B. ein geregeltes Homeoffice) möglich ist, desto besser können Sie argumentieren, dass Ihr Kind diese auch einzuhalten hat (z.B. in Bezug auf Schulaufgaben) und desto leichter wird es Ihrem Kind fallen, dies auch zu tun. Wenn Sie als Familie das gemeinsame Mittagessen als Fixpunkt haben, machen Sie klar, dass Sie das auch einfordern. 2. Bedürfnisse wahrnehmen Digitale Spiele eignen sich sehr gut, um in einer Zeit der sozialen Deprivation von Freund*innen und Peer-Group Kontakt mit diesen zu halten. Was von außen vielleicht oft als Zeitvertreib gesehen wird, kann auch soziale Bedürfnisse befriedigen, wo das sonst nur sehr schwer möglich ist. Dies gilt es zu erkennen und darüber hinaus nachzuforschen, welches Bedürfnis durch das vielleicht exzessive Spielverhalten Ihres Kindes abgedeckt wird. Deshalb kann es mitunter auch schwierig sein, Ihrem Kind das Spielen zu verbieten bzw. mitten im Spiel das Internet abzudrehen. Ein derartiger Eingriff kann von Ihrem Kind als Angriff auf etwas gesehen werden, das in diesem Moment sehr wichtig für die Befriedigung verschiedener Bedürfnisse ist. Verzichten Sie deshalb vor allem jetzt auch darauf, das Spielen beispielsweise als Zeitverschwendung abzuwerten und versuchen Sie zu erkennen, was daran für Ihr Kind wertvoll ist. 3. Eskalation vermeiden Oft sind Computerspiele Ausgangspunkt von Diskussionen und Streit in der Familie und dadurch stark negativ besetzt. In Zeiten, in denen das Ausweichen sehr schwierig ist gilt es, eine Eskalation vorerst zu vermeiden und zu versuchen, positive Erlebnisse für die Familie zu schaffen. Auf diesen können fruchtbare gemeinsame Gespräche aufgebaut werden. Diese Erlebnisse können ein einfaches Brettspiel, ein gemeinsamer Spaziergang oder, wenn vorhanden, ein Federballspiel im Garten sein. Richten Sie sich dabei so gut wie möglich an dem Interesse des Kindes und geben Sie ihm die Möglichkeit, sich für eine gemeinsame Aktivität zu entscheiden. Darüber hinaus ist jetzt auch ein hervorragender Zeitpunkt, sich die digitale Spielewelt ihres Kindes zu erschließen. Es gibt eine große Menge leicht zugänglicher und guter Computerspiele, die sich dazu eignen, gemeinsam gespielt zu werden. Auch wenn von Ihrer Seite das Interesse an Computerspielen nicht groß sein sollte, zeigen Sie Ihrem Kind dadurch Interesse an ihm selbst und seiner Lebenswelt. Dies kann auch dazu beitragen, das problembehaftete Computerspiel in der Familie differenzierter erscheinen zu lassen – es kann ja auch etwas Schönes und Lustvolles sein, gemeinsam zu spielen – und kann helfen, die Aufmerksamkeit auf Konflikte zu lenken, die dem Spielverhalten vielleicht zugrunde liegen. Vergessen Sie dabei nicht: auch wenn für Sie das Spielverhalten des Kindes ein Problem sein sollte, für ihr Kind ist es die Lösung. Menschen sowie Familien sind natürlich individuell und nicht immer führt jeder Zugang in jeder Familie zu einer Entspannung. Zögern Sie deshalb nicht, bei weiteren Fragestellungen unser kostenloses Beratungsangebot unter office@fachstelle-enter oder 0650/ 70 29 314 wahrzunehmen. Wir können uns gerne per Konferenztool (fairkom, Zoom, Skype) oder, so gewünscht, auch in digitalen Spielen wie „Fortnite“ treffen. Weitere Tipps und Hinweise zu guten digitalen Spielen finden Sie unter: Saferinternet.at Bupp.at

Eine Antwort von
Markus Meschik

Als Vater finde ich es in der heutigen Zeit nicht ungewöhnlich, dass Kinder in diesem Alter am Computer spielen; aber natürlich alles mit Maß und dem passenden Zeithorizont. Ich würde es grundsätzlich nicht ablehnen und mich für das oder die Computerspiele interessieren. Somit kann ich die Aufmerksamkeit des Kindes bekommen, ich würde auch um Erklärung des Spiels bitten, somit weiß ich auch, welche Spiele gespielt werden. Vielleicht auch einmal selber spielen. Das Kind bekommt dadurch mehr zeitliche und persönliche Aufmerksamkeit, was umgekehrt auch zu Aufmerksamkeit Ihnen gegenüber führen wird. Wenn Sie als Vater einmal am Computer (mit-)spielen, können sie im Gegenzug um Unterstützung bei der Essenvorbereitung, beim Kochen, beim Aufdecken uam. bitten. Das Kind bekommt mehr Einblick in die Küche und das Kochen; und beginnt vielleicht selber kreativ zu werden. Auf alle Fälle wird die Arbeit in der Küche gesehen und das Essen wird vermutlich interessanter und wertvoller. Alternativ kann je nach Wohnsituation eine Aktivität im Freien helfen, Rad fahren, ein gemeinsames Spiel, generell geht es darum, dem Kind mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Eventuell ermöglicht man dem Kind auch die Teilnahme an einer Sportart in einem Verein, das Erlernen eines Musikinstruments oder ein anderes Alternativangebot.

Eine Antwort von
Heinz Stiglmayr