Fragen | Einsamkeit | Antworten

Zurück

Ich habe einen Freund und seit Monaten mehrere Probleme mit ihm, wir streiten häufig und es…


Hallo Monika! Ich freue mich, dass Ihr Anliegen bei mir „gelandet“ ist. Sehr gerne schreibe ich Ihnen ein paar meiner Gedanken dazu. Bitte bedenken Sie, dass ich nur von Ihrer Schilderung ausgehen kann. Ich wäre auch sehr neugierig, wie Ihr Freund diese Situation erlebt. Oft kommt es bei den ersten Schilderungen schon zu „AHA- Erlebnissen“. Wir erleben dieselben Situationen alle ein bisschen anders. Das macht das Miteinander spannend und aufregend, aber manchmal auch schwierig. Nun zur Ihrem Anliegen. Die (Lebens/Wohn)Situation ist eine besondere, die viel Raum für Missverständnisse und Fehlannahmen bietet. Sie und Ihr Freund führen eine Beziehung, die, wie Sie es schildern, mit viel Streit erfüllt ist. Hier stellt sich die Frage, ob es sich um ein „Zusammenstreiten“ handelt, was in jungen Beziehungen nicht ungewöhnlich ist, oder ob, es Konflikte sind, die aufgrund äußerer Einflüsse auftreten. Da Sie beide noch bei ihren Eltern wohnen, bekommen die natürlich sehr viel mit. Vor allem die Streitereien werden sich schlecht verbergen lassen. Nun sind Eltern nicht objektiv. Das ist ganz natürlich. Das eigene Kind wird verteidigt. Ihre Mutter versteht Sie besser als Ihren Freund und umgekehrt. Alle Eltern/ Mütter wollen, dass es ihren Kindern gut geht. Eine Beziehung mit viel Streit, steht da nicht oben auf der Wunschliste. 😉 1. Die Liebesbeziehung: Die erste Frage, die Sie und Ihr Freund sich stellen müssen: Will ich mit ihm/ihr zusammen sein? Die zweite Frage: Will ich, dass es zwischen uns besser funktioniert? Bei einem „JA“ von beiden Seiten, ist das der Start, um am „ besseren Funktionieren“ zu arbeiten. Nun gilt es die Konflikte näher zu erforschen. Warum streiten Sie? Um welche Themen geht es? Was ist es, dass Sie verändern wollen? Wie möchten Sie miteinander leben? Wie soll Ihre Beziehung aussehen? Was gehört zu einer „schönen“ Beziehung? Da gibt es viele interessante Fragen, die jeder für sich und dann gemeinsam erörtert werden können und sollten. Ich weiß zu wenig, um einschätzen zu können, ob Sie 1-2 Gespräche zur Klärung brauchen oder, ob mehrere Themen hinter den Konflikten versteckt sind. 2. Eltern- Kind(er)- Eltern Beziehung: Es hört sich so an, als wäre schon etwas Porzellan zwischen den beiden Müttern zerbrochen worden. Wenn ich es richtig herauslese, erfolgte die Kommunikation jedoch nicht in direktem Austausch, sondern über Sie und Ihren Freund. Großes Potenzial für Missinterpretationen. Sehr schnell wird die Seite des „fremden“ Kindes als gegnerisch und negativ empfunden. Das passiert meistens unbewusst, sozusagen automatisch. „Mein Kind wird schlecht behandelt, es ist unglücklich und traurig, ich muss es beschützen. Die Anderen tun meinem Kind nicht gut.“ Lösungsoptionen: 1. Sie und Ihr Freund stellen Ihre Beziehung auf „gesunde“ Beine. Dazu benötigt es strukturierte Aussprachen, um die Gründe der Konflikte erkennbar zu machen. Wenn Sie die Bedürfnisse, die dahinter stehen erkannt haben, dann verstehen Sie sich selbst und den anderen besser und können das Miteinander neu gestalten. 2. Sie erzählen den Eltern, dass Sie das (1.) machen wollen. Dass der jeweils andere wichtig für Sie ist und Sie sich wünschen, dass die Eltern ihnen beiden die Chance geben, ihre Beziehung alleine, also möglichst ohne Einmischung, entwickeln zu können. Eltern sehen natürlich sehr viel und haben auch Lebenserfahrung. Deshalb ist respektvolles Feedback der Eltern sehr wertvoll. Wichtig ist nur, dass es Ihre Entscheidung bleibt, was Sie mit dem Feedback machen. 3. Es kann sein, dass eine Aussprache zwischen den Eltern/Müttern notwendig ist. Es kann aber auch sein, dass sobald es zwischen ihnen besser klappt, also weniger gestritten wird und sie beide „zufriedener“ in der Beziehung sind, sich das Verhältnis der Eltern auch entspannt. 4. Ein nettes Zukunftsbild, das ich gerade vor mir sehe: Sie haben die Beziehungsprobleme geklärt und können nun gut miteinander umgehen. Für Konflikte haben Sie eine Streitkultur entwickelt. Jetzt laden Sie die Eltern zum Eisessen oder Kaffeetrinken ein und verbringen schöne Stunden miteinander. Hierzu muss natürlich auch „Corona“ mitspielen. 🙂 Ich würde mich freuen, wenn für Sie Hilfreiches dabei ist. Ich bin Mediatorin und ich arbeite sehr viel mit Paaren und Familien. Sie können mich auch gerne anrufen oder mir schreiben. Meine Telnr: 0677 635 19 736, meine Mailadresse: post@streitwerkstatt.at. Meine Website: https://streitwerkstatt.at/ , Facebook: facebook.com/streitwerkstatt. Ich wünsche Ihnen alles Gute! Herzliche Grüße Silke Pauritsch

Eine Antwort von
Silke Pauritsch

Liebe Monika, ich finde es sehr mutig, dass sie sich so einsetzen für ihren Freund und die Beziehung zu ihm. Wenn ich diese Zeilen lese, kommt bei mir folgendes an: Viel (emotionale) Verwirrung Eine große Vermischung und Verkettung zwischen Menschen, die allesamt sehr entmutigt sind: Wer ist hier wer? Wer ist Kind, wer ist Elternteil, wer ist Partner? Es kann auch sein, dass für euch alle bedeutet: wer anderer Meinung ist, gehört nicht dazu. Das kann unnötigen Druck erzeugen und eure Beziehungen sehr belasten. Alle in diesem Familiensystem fühlen sich zuständig und auch verantwortlich für die Gefühle und das Verhalten der anderen Menschen. Das scheint bei euch zu einem Machtkampf geführt zu haben und euch zwei, deinen Freund und dich, auch gleichzeitig sehr unter Druck zu setzen. Aber ihr müsst ja erst einmal lernen, miteinander klar zu kommen! Und ihr habt auch genug mit euch selbst zu tun, die Jugend ist wunderbar und gleichzeitig auch eine Zeit mit Höhen und Tiefen, und das ist ganz normal. Es kann auch sein, dass die Mutter deines Freundes sich schuldig fühlt ihm gegenüber. Aus einem Gefühl dieser (Über-) Fürsorge heraus fühlt sie sich dann unter Umständen auch so besorgt und mischt sich ein: was für deine Eltern wiederum ein sehr übergriffiges Verhalten darstellt. Beide Seiten kann ich gut nachvollziehen. Doch Eltern müssen auch lernen, wenn ihre Kinder erwachsen werden, sich immer mehr aus deren Leben herauszuhalten, außer sie sind in Gefahr. Die erwachsenen Menschen in diesem System fühlen sich anscheinend sehr verantwortlich für euch junge Erwachsene. Aber ihr seid jung und ihr müsst Fehler machen dürfen und euch und auch das Leben bis zu einem gewissen Grad „ausprobieren“. Dazu braucht ihr Ermutigung, dass ihr auch dann, wenn ihr es nicht so macht, wie eure Erwachsenen es wollen, geliebt seid und trotzdem dazugehört. Ihr müsst also wachsen dürfen, Dinge tun dürfen (die natürlich euch selbst und andere nicht schädigen!) und ihr müsst euch der Liebe eurer Eltern immer sicher sein können. In eurer Situation scheinen alle Beteiligten sehr entmutigt zu sein und verunsichert. Das macht es so anstrengend für alle. Es geht viel um das Thema „Selbstwert“. In Familien, in denen viel gestritten wird und gleichzeitig keine Lösungen gefunden werden können, haben die Beteiligten meist ein schlechtes Selbstwertgefühl. Je besser unser Selbstwertgefühl, desto leichter fällt es uns, uns auf die anderen Menschen einzulassen und ihre Meinungen einfach anzuerkennen. Für dich bedeutet das: du brauchst Ermutigung dabei, deinen eigenen Weg zu finden und du brauchst auch den Mut, dich von deinen Eltern abzulösen, damit du deinen eigenen Weg gehen kannst. So kannst du mit deinem Freund eine Form finden, wie ihr miteinander auskommen könnt. Streiten gehört zu Beziehungen dazu. Aber niemals Gewalt. Wir haben meist ein schlechtes Gefühl, wenn wir streiten, das ist aber nicht notwendig. Solange der Streit nicht zerstörerisch ist und wir uns danach wieder austauschen können, ist Streit notwendig und wichtig. Auch Aggression ist notwendig. Die brauchen wir, um uns abzugrenzen, wenn andere zu sehr in unseren Lebensbereich einwirken. Es kann sein, dass das in deinem Leben und im Leben deines Freundes ein Thema ist. Dass es auch um Abgrenzung und um Nähe geht, und dass ihr alle dabei seid, darüber viel zu lernen. Auch eure Eltern müssen lernen, euch auszulassen und auch zu vertrauen. Das ist wichtig für eure Beziehungen zueinander. In den Beziehungen zu unseren Mitmenschen geht es vor allem darum, dass wir eine Balance finden zwischen Nähe und Verbundenheit. Es geht immer auch um unseren eigenen Raum – nicht nur einen Raum im Sinne eines Ortes oder Zimmers, sondern auch um unseren eigenen emotionalen Raum. Durch diesen Raum in uns können wir lernen, eigenverantwortlich zu handeln und uns selbst zu finden. Dabei geht es nicht darum, sich von Menschen, die wir liebhaben, loszusagen oder zu trennen. Es geht darum, dass Menschen in einer Gruppe oder Familie lernen, dass jeder anders ist, dass jeder eine eigene Meinung haben darf, dass wir auch streiten dürfen, uns miteinander auseinandersetzen und dass wir trotzdem unseren Platz nicht verlieren. Wir brauchen beides: Liebe und Wachstum. Und wir müssen manchmal dabei „fuchtig“ werden oder streiten, damit der andere Mensch, der Partner, die Mutter oder der Vater, Geschwister oder wer auch immer, lernen, dass sie unsere Grenzen und unseren Raum achten müssen. Es ist ein anstrengender Weg, der sich aber lohnt, weil wir dabei über uns selbst viel lernen und gleichzeitig auch lernen, uns selbst zu vertrauen. Erwachsenwerden, also wachsen, tut weh. Du bist dabei, das alles gerade zu lernen. Ich vermute, es wäre mit einer beratenden Begleitung leichter. Da ich leider nicht weiß, in welcher Region du zuhause bist, kann ich dir vor Ort niemanden nennen, der dich hier beraten könnten. Ich bin allerdings via Skype oder Telefon auch erreichbar und biete telefonische (auch kostenlose) Beratung an.

Eine Antwort von
Sabine Felgitsch

Liebe Monika! Ich empfehle dir für eine individuelle psychotherapeutische Unterstützung den Steirischen Landesverband zu kontaktieren. Beratung und Information zu Fragestellungen gibt es jeden Donnerstag 17:00-19:00 Uhr unter der Tel-Nr. +43-316-37 25 00

Eine Antwort von
Peter Stippl

Liebe Monika! Du kannst dich an uns wenden und wir können dir – notfalls auch online – eine Autonomieaufstellung machen. Wir haben gute Erfahrungen damit, dass sich Systeme dann wieder entflechten … Liebe Grüße!

Eine Antwort von
Nicola Abler