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Mein Sohn, 13, spielt den ganzen Tag das Computerspiel „Fortnite“ und wenn ich ihn anspreche, reagiert er aggressiv! Was können mein Mann und ich verbessern?, Wir haben Angst, dass er davon abhängig wird?


Man tut das was einem wichtig ist. Ihrem Sohn scheint das Computerspielen gerade sehr wichtig zu sein. Die aktuellen Gegebenheiten, wie nicht hinaus unter Freunde zu dürfen, die üblichen Strukturen, wie z.B. Schule nicht leben zu können, verstärken das natürlich aktuell noch mehr. Aber auch schon vor Covid-19 was das Thema Computerspiele aktuell denn je. „Stecker raus“ bringt nichts! Wenn man allerdings das viele Spielen, das Spiel selbst und alles um das Computerspielen ablehnt, kritisiert und vielleicht im schlimmsten Fall auch noch den Stecker zieht oder den PC wegräumt, signalisiert man dem Kind: Ich lehne ab, was dir wichtig ist. Infolgedessen erreicht man nur, dass sich das Kind noch mehr von den Eltern zurückzieht. Eltern sorgen sich, ob das Ausmaß des oft stundenlangen Spielens denn überhaupt noch gesund ist, bzw. haben sie Angst, dass ihre Kinder die Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche man im realen Leben draußen braucht, noch erwerben können. Zudem verstehen Eltern oft absolut nicht, was an Computerspielen denn so interessant sein kann. Einen definitiv größere Sogwirkung haben Computerspiele, wenn die Wirklichkeit wenig positive Reize bietet, wenn Kinder weniger sportlich sind, sich nicht attraktiv finden, nicht gelernt haben Bedürfnisse aufzuschieben und zu wenig echte Wertschätzung erfahren haben – sprich ihren eigene Wert als Mensch (du bist okay, mit deine Stärken UND Schwächen) nicht wirklich erkennen. Dahingehend gibt es auch keinen Maßstab, je nach Persönlichkeit und Charakter braucht jedes Kind mal mehr und mal weniger Anerkennung. In Computerspielen bekommen Kinder oft sehr viel von dem, was womöglich im realen Leben fehlt. Man kann sein Persönlichkeit einbringen – so wie man ist wird man anerkannt und geschätzt. Man erfährt Anerkennung und Gemeinschaft. Man bekommt Bestätigung. Man hat gute Gefühle. Man hat Spaß. Langeweile wird so überbrückt. Man kann Herausforderungen bestehen oder Macht ausüben. Selbstwirksamkeitserfahrungen sind im Spiel sehr stark. Bei Versagen fängt man einfach wieder von vorne an. Niemand macht etwas Sinnloses. Es macht für den Spieler (das Kind) in irgendeiner Weise Sinn. Man muss sich als Eltern damit auseinandersetzen, wenn man eine sinnvolle Lösung für das Kind und mit dem Kind möchte: 1) Als Erwachsene sollte man nun im ersten Schritt akzeptieren und respektieren, dass das eigene Kind sehr interessiert an elektronischen Medien ist. 2) Weiters geht es darum, sich dem Kind zu widmen und sich als Eltern (neu) für das Kind interessieren bzw. sich für die Interessen des Kindes zu interessieren. Das ist wohl oder übel nun eben häufig das topaktuelle Spiel am PC. Dieses Interesse muss ehrlich uns echt sein. Erwachsenen lehnen oft aus Prinzip etwas ab, womit sie sich nie auseinandergesetzt haben. Das ist nicht wertschätzend. In dieser Phase des Interessierens intensiviert sich die Beziehung zum Kind schon wieder ein Stück. Mediale Zeit kann auch Familienzeit sein. Und sehr oft kommt man dadurch auch zu weiteren Gesprächsthemen und infolge dessen vielleicht auch wieder ein Stück raus ins reale Leben. 3) Wenn man wieder in einer besseren Beziehung mit dem Kind ist, dann kann man Sorgen offen ansprechen. Lassen sie sich vom Kind erklären, was es macht, warum im die Zeit am PC, Smartphone usw. so wichtig ist. Was fühlt es dabei? 4) Wenn man weiß warum und wie das Kind die Zeit vor dem PC nutzt und wie das heißgeliebte Spiel funktioniert (Level, Abschnitte, Bereiche…usw.) sollten klare, effektive Regeln aufgestellt werden. – mit dem Kind gemeinsam. 5) Planen Sie Qualitäts-Zeiten mit dem Kind (Eis essen; Schwimmen; Fahrrad fahren; etwas Gestalten, Errichten, Handwerken…). Sollte überhaupt keine Gesprächsbasis zustande kommen, entgleitet die Situation komplett, ist es notwendig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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Silke Grangl

Die Angst kann ich als Mutter von 4 Söhnen sehr gut nachvollziehen. Es ist ein Grenzgang zwischen „Sucht/Abhängigkeit“ und Gewohnheit. Wichtig wäre: Gibt es Geschwisterkinder, Freunde, mit denen der Sohn auch in Kontakt ist? Besucht er eine Schule, macht er eine Lehre? Um Sucht oder Abhängigkeit entgegenzuwirken, ist es wichtig, ganz konsequent darauf zu schauen, was Euer Sohn noch alles gerne macht. Es gibt einen Psychologen, der sich auf die Computerspielsucht von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat: https://dr-armin-kaser.com/ und er bietet auch Online Beratung zum Thema an. Es wäre wichtig, mit einem Blick von einem außenstehenden Berater festzustellen, ob und wenn ja, wie sehr Euer Sohn gefährdet ist. Dann können gemeinsame, gezielte Schritte gesetzt werden.

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Sabine Felgitsch

Die Mediennutzungszeiten beschränken und auf eine bestimmte Anzahl dezimieren. Technisch kann man das sogar einstellen, dass sich der Computer nach einer definierten Zeit wieder ausschaltet.

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Ruth Lauppert-Scholz

Gut, dass Sie da achtsam sind! Vorbilder, aktive Freunde, die Schule beginnt bald wieder, Jugendgruppen von Alpenverein bis Sportklubs wo es ev. auch Mädchen gibt – nicht anklagen, sondern zu Besseren verführen wäre das Motto!

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Peter Stippl

Computerspiele sind in der Beliebtheit bei Kindern und Jugendlichen schon vor den Ausgangsbeschränkungen hoch im Kurs gestanden. Mit dem Wegfallen von vielen Freizeitangeboten, den Kontakten zu Freunden etc., ist diese Beliebtheit natürlich noch weiter gestiegen. So hat man doch die Möglichkeit über die unterschiedlichsten Spiele mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben und sich die Zeit zu vertreiben. Ich würde in weniger außergewöhnlichen Zeiten vielleicht andere Tipps geben, hoffe aber trotzdem sie können damit etwas anfangen. Versuchen sie ihrem Sohn und auch seinem Hobby, wertschätzend zu begegnen. Statt Sätze zu sagen wie: „Jetzt spielst du schon den ganzen Tag, dieses blöde Spiel“ oder „Hör auf damit und mach etwas Sinnvolles“ wäre es in der jetzigen Situation eventuell ratsamer sich interessiert zu zeigen und sich dem Computerspiel ein wenig zu zuwenden. Lassen sie sich das Spiel erklären, fragen sie ob sie beim Spielen zuschauen dürfen, stellen sie Fragen wie dieses oder jenes funktionieren, loben sie ihn für seine Fertigkeiten in dem Spiel und versuchen sie so in einen konstruktives Gespräch über das Computerspielverhalten zu kommen. Bieten sie ihrem Sohn dabei dann attraktive Alternativen an, zum Beispiel gemeinsame Aktivitäten im Freien etc. Dinge, von denen sie wissen, dass sie ihrem Sohn Spaß machen – das wissen sie am besten. „Schalt jetzt endlich den Computer aus und lerne“ klingt für ihn eher weniger verlockend. Versuchen sie auch das genervte/ aggressive Verhalten ihres Sohnes zu verstehen. Mit dem Wegfall der Schule als Tagesstruktur sowie den bleibt den Kids oft nicht viel übrig als sich vor den Computer zu setzen und zu spielen. Den Jugendlichen wird aktuell gerade ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Disziplin abverlangt und manche kommen damit besser zu Recht als andere. Sollte sich die Situation über einen längeren Zeitraum nicht ändern und sie ihren Sohn nicht mehr vom Computer wegbekommen, scheuen sie nicht sich auch professionelle Unterstützung zu holen- Verschiedenste Beratungsstellen bieten telefonische, videogestützte aber mittlerweile auch wieder persönliche Kontakte an. Silke Strasser Eine Möglichkeit wäre, Ihren Sohn zu fragen, ob sie mitspielen dürfen – im gemeinsamen Spiel ergeben sich oft ganz andere Anknüpfungspunkte für Gespräche, Ihr Sohn spürt Ihr Interesse an seiner momentanen Welt. Für Fragen zu Videospielen können Sie sich auch an Logo – Jugendinfo wenden, bzw. auch auf saferinternet.at viel Interessantes dazu finden.

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Manfred Ortner

Grundsätzlich ist dieses Spiel ab 12 Jahren freigegeben, es gibt aber viele pädagogische Stimmen, die meinen, dass es erst ab 14 Jahren gespielt werden sollte. Ein Rahmen für den Alltag und damit verbinden natürlich auch betreffend des Computerspielens ist gerade jetzt ganz wichtig. Die Eltern sollten mit ihrem Sohn gemeinsam dafür eine Regel erstellen, mit der beide Seiten einverstanden sind. Diese könnte so aussehen, dass der Bub zuerst alles für die Schule erledigen muss und dann kann er spielen. Auch ein Zeitrahmen sollte festgelegt werden. Dieser sollte nicht zu kurz gewählt sein, mit einer Stunde wird der Sohn bei dem Spiel nicht auskommen. Alternativ würde ich den Eltern raten, den Buben zu animieren, auch andere Interessen zu entwickeln oder etwas gemeinsam zu unternehmen, spielen, Freunde des Kindes einladen etc. Wenn es nicht besser wird, müsste sich die Familie professionelle Hilfe suchen. Was auch ganz wichtig ist, dass die Eltern sich zeitgleich auch eine Konsequenz überlegen, die sie umsetzen können, falls ihr Sohn die Regel nicht einhalten kann und die Eltern müssen in der Umsetzung konsequent sein.

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Irina Wschiansky-Seidl

So schnell wird mal von Spielen / vom Spielen ja nicht abhängig. Ich sehe da schon auch ein Generationenproblem zwischen „digital natives“ und „digital immigrants“ (obwohl mir ja der Begriff von Markus Meschik „digital naives“ am besten gefällt). Das aggressive Reagieren ist an sich“ normal“, wenn ich in einem Spiel bin, in einer Tätigkeit, die mir gefällt, die mich ausfüllt und ich vielleicht im „Flow“ bin und dann gestört werde, dann reagiere ich aggressiv (ich bringe bei Erwachsenen gerne das Beispiel, wenn ein besonderes Fußballspiel im TV ist und die Kids brauchen was – wie reagiert man dann?). Suchtproblematik: wie schon ausgeführt, so schnell wird man nicht süchtig, aber es ist natürlich wichtig, dass man hin schaut. LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN – sich für das Spiel interessieren, den Sohn fragen, was er da spielt, sich Zeit nehmen auch für seine Welt, vielleicht mal probieren selbst zu spielen, Alternativen anbieten (und ja, das kostet Zeit), gutes Beispiel sein (nicht immer am Smartphone, Tablet).

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Christian Pöschl